Nr. 77019
IHK Berlin

Kooperationsvereinbarung zum 11. Pflichtschuljahr unterzeichnet

Die IHK Berlin stärkt die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie bei der Umsetzung des 11. Pflichtschuljahres, das Jugendlichen ohne klare Anschlussperspektive neue berufliche Möglichkeiten bieten soll.
Zu diesem Zweck stellt die IHK Kooperationsmanager und -managerinnen bereit, die Ankerschulen (Oberstufenzentren) unterstützen werden, nachhaltige Netzwerke mit Ausbildungsbetrieben zu etablieren. Diese Netzwerke zielen darauf ab, Praktikumsplätze zu vermitteln und Übergänge in Ausbildung durch gezielte Vernetzung mit Unternehmen zu erleichtern. Die entsprechende Kooperationsvereinbarung haben heute Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, und Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, unterschrieben.
Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Das Ziel des neuen Schuljahres ist es, allen Schülerinnen und Schülern nach Abschluss der Sekundarstufe I eine klare Perspektive zu bieten – sei es eine Berufsausbildung, der Übergang in die gymnasiale Oberstufe, ein Bildungsgang an einer Berufsschule oder ein Freiwilligendienst. Die Kooperationsmanager spielen eine zentrale Rolle dabei, den Übergang von Schülerinnen und Schülern in duale Ausbildungen oder berufsorientierende Praktika zu fördern, indem sie stabile Netzwerke zwischen Oberstufenzentren und Berliner Ausbildungs-betrieben aufbauen. Diese Maßnahmen unterstützen die Jugendlichen dabei, Verantwortung für ihre berufliche Zukunft zu übernehmen. Ich danke der IHK für die gute Zusammenarbeit!“
Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin: „Das 11. Pflichtschuljahr richtet sich an die Jugendlichen, bei denen es bis zum Ende der 10. Klasse nicht gelungen ist, sie mit einer passgenauen beruflichen Orientierung zu erreichen. Umso mehr freuen wir uns, dass die Berliner Wirtschaft durch die Kooperationsvereinbarung dazu beiträgt, diese Heranwachsenden mit Praktika, Beratung und Unternehmenskontakten zusätzlich zu unterstützen. Die Jugendlichen brauchen berufliche Orientierung – und der Wirtschaftsstandort Berlin braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Deshalb engagiert sich die IHK auch finanziell bei der Ausgestaltung, indem wir u.a. die Kosten für die Projektstellen der Kooperationsmanager vor Ort in den Schulen übernehmen. Wir sind davon überzeugt, dass die Verstetigung der Kooperationsstrukturen zwischen Schulen und Unternehmen eine sinnvolle und nachhaltige Investition für Berlin ist.“
IHK Berlin

Berliner Wirtschaft fordert Fachkräftestrategie

Die aktuelle wirtschaftliche Lage und Meldungen über Arbeitsplatzabbau dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Fach- und Arbeitskräftemangel zu den größten Wachstumshemmnissen für den Standort Berlin gehört. Bereits heute fehlen 90.000 Beschäftigte allein in Berlin. Angesichts der dramatischen Zeitenwende hat die Berliner Wirtschaft Vorschläge erarbeitet und mit konkreten Maßnahmen und Zielwerten unterfüttert, um diese Herausforderung zu bewältigen. Von der Politik fordert die Wirtschaft, den bereits angestoßenen Prozess zur Entwicklung einer Fachkräftestrategie zügig zu Ende zu bringen. Eine Strategie zur Bekämpfung des Risikofaktors Fachkräftemangel kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn zum einen messbare Erfolgskennzahlen definiert werden und zum anderen die Wirtschaft in den Prozess einbezogen wird.
Kernpunkte der Strategie müssen sein: Die bessere Nutzung der vorhandenen Fach- und Arbeitskräftepotenziale, das Erschließen neuer Potenziale – Stichwort internationale Fachkräfte – sowie die Stärkung der Attraktivität des Standorts z.B. durch bezahlbaren Wohnraum. Eine zentrale Lenkungsstelle mit ressortübergreifenden Strukturen sollte die Strategie effizient koordinieren und umsetzen.
Erfolgreich ist die Berliner Fachkräftestrategie dann, wenn bis 2035 400.000 zusätzliche Erwerbstätige beschäftigt sind, alle Schulabgängerinnen und -abgänger über einen Abschluss verfügen, eine nachweisbare Berufs- oder Studienberatung sowie praxisnahe Orientierungsmöglichkeiten während der Schulzeit hatten und der Anteil ausländischer sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter durch gezielte Programme zur Arbeitsmarktintegration auf mindestens 30 Prozent gestiegen ist.
Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören u.a. die bessere Vereinbarung von Erwerbs- und Care-Arbeit durch einen Ausbau sowohl von Kitas mit Schichtbetrieb als auch von Tagespflegeplätzen. Die gezielte Förderung von bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende, die Digitalisierung des Arbeitgeberservices bei der Bundesagentur für Arbeit, der Ausbau der Verbundberatung und der systematische Ausbau der betrieblichen Weiterbildung müssen aus Sicht der Wirtschaft ebenfalls umgehend angegangen werden.
Um Fachkräfte aus dem Ausland für Berlin zu begeistern, empfiehlt die Berliner Wirtschaft u.a. ein strukturiertes Fachkräftepartnerschaftsprogramm mit ausgewählten Drittstaaten aufzubauen, das Unternehmen frühzeitig Zugang zu qualifizierten Talenten ermöglicht. Dabei sollten die potenziellen Fachkräfte bereits vor Ort im Herkunftsland fachlich und sprachlich auf ihre spätere Tätigkeit in Berlin vorbereitet werden, auch um bürokratische Hürden zu reduzieren.
IHK Berlin

Lockerung der Schuldenbremse: IHK-Vollversammlung fordert Expertenrat für zweckkonforme Mittelverwendung

Mit Blick auf die morgige Bundesratssitzung und die bevorstehende Lockerung der Schuldenbremse haben die Mitglieder der Vollversammlung der IHK Berlin acht Eckpunkte definiert, entlang derer das Finanzpaket aus Sicht der Wirtschaft eingesetzt werden sollte. Ziel muss es sein, die zusätzlichen Mittel dort zu investieren, wo die größten Potenziale für Innovation und wirtschaftliches Wachstum liegen. Dazu gehören u.a. Investitionen in die Infrastruktur und Bildung sowie Maßnahmen, die die Innovationskraft des Standorts nachhaltig stärken. Ein Investitionsrat aus wissenschaftlich und wirtschaftlich fundierten Expertinnen und Experten sollte gemeinsam mit dem Senat Kriterien für den optimalen Mitteleinsatz festlegen und die Landesregierung beraten.
IHK-Präsident Sebastian Stietzel: „Wir sehen das große Potenzial, das die finanzpolitische Einigung auf Bundesebene auch für den Standort Berlin bedeutet. Wir sehen aber auch die damit verbundene erhebliche finanzielle Belastung in der Zukunft. Im Sinne der Generationengerechtigkeit dürfen die zusätzlichen Mittel deshalb nur dort eingesetzt werden, wo sie Innovation und nachhaltiges Wachstum stärken sowie die Infrastruktur sichern. Es ist zwingend sicherzustellen, dass keine Mittelverschiebungen erfolgen, indem die Kernhaushalte von investiven Maßnahmen entlastet werden, um neue konsumtive Ausgaben zu finanzieren. Die Lockerung der Schuldenbremse dient allein dem Zweck, zusätzliche Investitionen zu ermöglichen. Die Einrichtung eines Expertenrats kann die optimale Mittelverwendung unterstützen. Ziel ist es, Berlin als Innovationsstandort zu stärken – durch exzellente Bildungsbedingungen, eine zukunftsfähige Infrastruktur, die Digitalisierung von Stadt und Verwaltung sowie den Schutz kritischer Infrastrukturen. Gleichzeitig sollte die Landesregierung prüfen, an welchen Stellen mit der Beteiligung privater Investoren zusätzliches Kapital gehebelt werden kann.“
Die acht Eckpunkte der IHK Berlin:
1. Fokus auf nachhaltigen Dreiklang: Zusätzliche Wertschöpfung schaffen, Funktionsfähigkeit der Stadt sichern und künftige Minderausgaben generieren
2. Forschungseinrichtungen stärken, Kooperationen mit der Wirtschaft ausbauen und Berlin zum Innovationsstandort Nummer 1
3. Sanierungsstau in der Infrastruktur endlich auflösen
4. In Digitalisierung und KI investieren und Verwaltung effizienter aufstellen
5. Kritische Infrastrukturen schützen
6. Investitionsprogramm zur Vereinfachung und Beschleunigung von Vergaben nutzen
7. Privates Kapital einbinden und Wirkung des Finanzpakets vervielfachen
8. Expertenrat einrichten und Transparenz erhöhen
Die Eckpunkte und Forderungen im Detail finden Sie im Anhang.